Strassenlampen statt ferner Galaxien?

Von einer fernen Galaxie registriert ein modernes Teleskop etwa soviel Licht wie von einer typischen Straßenlampe in Mondentfernung. Künstliche Lichtquellen auf der Erde stellen daher – neben klimatischen Einflüssen - die wichtigste Beeinträchtigung astronomischer Forschung dar. Diese sogenannte Lichtverschmutzung nimmt durch die Ausdehung der Städte ständig zu. Historische große Sternwarten, wie jene der Wiener Universität auf der Türkenschanze, erlauben schon lange nur mehr Beobachtungen der hellsten Himmelsobjekte.

Flucht in die Wüste
In der zweiten  Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden daher vermehrt Sternwarten an entlegenen und klimatisch hervorragenden Plätzen gegründet. Ein Paradebeispiel sind die Observatorien der Europäischen Südsternwarte ESO in der chilenischen Atacama-Wüste. Diese europäische Großforschungseinrichtung betreibt das weltgrößte Observatorium, das Very Large Telescope auf dem Cerro Paranal. Es besteht aus 4 Teleskopen mit Spiegeldurchmessern von je 8.2m und verfügt über die modernste Ausstattung an Instrumenten. Aufgrund der extrem dünnen Besiedlung ist dort die Lichtverschmutzung minimal, und es herrschen somit optimale Beobachtungsbedingungen für die Spitzenforschung.
 
Die vier Teleskope des Very Large Telescope 
Quelle: ESO

Die aktuelle Situation in Österreich
Das größte Teleskop Österreichs mit einem Spiegeldurchmesser von 1.5m befindet sich auf dem Mitterschöpfl in Niederösterreich, etwa 30km südwestlich von Wien.  Das Leopold Figl Observatorium für Astrophysik ist eine Außenstelle des Instituts für Astronomie der Universität Wien. Alleine die Lichtverschmutzung aus dem Raum Wien bedeutet, daß die Leistungsfähigkeit des Gerätes um bis zu 70% reduziert ist, abhängig von der Blickrichtung. Daher bemühen sich Österreichs Astrophysiker intensiv um einen Beitritt zu ESO. Damit hätten sie die gleichen Möglichkeiten wie ihre Kollegen in  den anderen Ländern West- und Mitteleuropas.
 
Das Gebäude des 1.5m Teleskop des Leopold Figl Observatoriums für Astrophysik. Das Observatorium kann während der ScienceWeek am 19. und 20.5. besichtigt werden.

Lichtverschmutzung, ein weltweites Problem der astronomischen Forschung
Die Problematik der Lichtverschmutzung am Figl Observatorium wird durch die aktuellen Ergebnisse der ScienceWeek Aktion „Wieviele Sterne sehen wir noch” bestätigt. Im Rahmen dieser Aktion, die vom Institut für Astronomie der Universität Wien und dem Verein Kuffner Sternwarte durchgeführt wird, soll der Grad der Lichtverschmutzung österreichweit durch eine einfache astronomische Beobachtung erfasst werden. Dazu ist jedoch die Beteiligung möglichst vieler Menschen aus ganz Österreich ganz entscheidend!

Am Freitag, dem 18.5., wird sich ein Beitrag der Sendung „Modern Times” in ORF2 der Bedeutung der Lichtverschmutzung für die Forschung widmen und über die aktuellen Ergebnisse der Aktion berichten.


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