Die Lichterflut der Städte

Was ist Lichtverschmutzung?

Lichtverschmutzung ist die künstliche Aufhellung des Nachthimmels durch Straßen- und Gebäudebeleuchtung, aber auch durch besonders extravagante Lichtquellen wie Skybeamer. Wer nachts durch eine Großstadt geht, kann leicht feststellen, daß es eine Unzahl von Lichtquellen gibt, die, anstatt Straßen oder Gehwege gezielt und blendfrei zu beleuchten, diffus nach allen Richtungen strahlen.
Seit den 80er Jahren hat sich, beginnend in den USA, in zahlreichen Ländern die Erkenntnis durchgesetzt, daß unzweckmäßige Beleuchtungseinrichtungen zahlreiche negative Folgen haben.

Satellitenaufnahme von Europa bei Nacht
Quelle: NOAA

Ökologische Aspekte

Erstens hat die wachsende Lichterflut der Städte zur Folge, daß die obere Hälfte unserer Umwelt, der Sternhimmel, nur mehr einer Minderheit von Menschen bekannt ist. Das müßte nicht so sein: Städte wie Puerto de la Cruz (Teneriffa) und Tucson (Arizona) haben auf Empfehlung von Astronomen hin ihre Straßenbeleuchtung so modifiziert, daß die Himmelsaufhellung minimiert und die Beleuchtungseffizienz optimiert werden konnte.
Zweitens ist erwiesen, daß Zugvögel von beleuchteten Wolkenkratzern angezogen werden und durch Kollisionen mit diesen Gebäuden den Tod finden (Tower-Kill-Phänomen) Durch Skybeamer können Zugvögel zumindest von ihrem Kurs abgebracht werden. Nachtaktive Insekten werden ebenfalls durch Straßenlampen - besonders durch solche mit hohem UV-Anteil - angezogen.

Diese Vögel wurden von kanadischen Tierschützern in der Umgebung von nächtlich erleuchteten Wolkenkratzern eingesammelt, gegen die die Tiere im Flug geprallt waren. Teilweise orientieren sich Zugvögel an den Sternen: Wir rauben ihnen diese Orientierungshilfe...
Quelle: Fatal Light Awareness Program

Energiesparen ohne Sicherheitseinbußen

Nicht nur in ökologischer, sondern auch in ökonomischer Hinsicht ist die Lichtverschmutzung ein Problem. Allerdings ist es relativ einfach, ihm Abhilfe zu schaffen. Natriumdampflampen sind sowohl für Insekten wenig attraktiv als auch energiesparend im Vergleich zu den bei uns verbreiteten Quecksilberdampflampen. Begrenzte Abstrahlwinkel und intelligente Zeitschaltungen sind ebenfalls ökologisch und ökonomisch sinnvoll.

Präsentation am 16. Mai

Die oben dargestellte Problematik war der Ausgangspunkt für die ScienceWeek-Aktion Wieviele Sterne sehen wir noch? Sie ist auch das Thema eines Abendvortrags am Mittwoch ab 21h im Naturhistorischen Museum. Im Anschluß an eine kurze Gebäudeführung wird das Paradoxon des Lichtanflugs nachtaktiver Insekten präsentiert. Ein etwa 10minütiger Film wird die verschiedenen Aspekte der Lichtverschmutzung in kompakter Form vorstellen.
Anschließend gibt es Gelegenheit zur Diskussion sowie (bei Schönwetter) eine Führung auf das Dach des Naturhistorischen Museums. Dort wird einerseits die städtische Lichterflut in natura zu bestaunen sein, andererseits wollen wir auch wissen: Wieviele Sterne sehen wir noch?
Informationen zum aktuellen Stand dieser Aktion gibt es am AstroServer der Universitätssternwarte Wien. Im Laufe der ersten drei Tage gingen über 300 Beobachtungsmeldungen ein, deren grafische Darstellung die unterschiedlichen Sichtbedingungen in Österreich eindrucksvoll dokumentiert.
Die Wetterprognose läßt für die nächsten Tage brauchbare Beobachtungsbedingungen erwarten. Also: Machen Sie mit!

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